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Kann Künstliche Intelligenz Gefährdungsbeurteilungen übernehmen?

Unternehmen erhalten immer häufiger Angebote für Apps, die versprechen, Gefährdungsbeurteilung (GB) automatisch zu erstellen. Klingt verlockend: Bürokratische Pflichten bequem per Knopfdruck erledigen. Doch was steckt wirklich hinter diesen Versprechen – und wie weit ist die Technologie tatsächlich?


Gefährdungsbeurteilungen – keine Raketenwissenschaft, aber komplex

Auch ohne KI ist die Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung machbar. Der Aufwand hängt immer von den Anforderungen und den konkreten Umständen ab. Genau hier zeigt sich jedoch die Schwäche aktueller KI-Lösungen: Damit die Ergebnisse zuverlässig sind, benötigen die Systeme große Mengen qualitativ hochwertiger Daten, und die fehlen bislang in der Praxis.


Datenmenge und -qualität sind entscheidend

Sprach-KI-Anwendungen wie ChatGPT, Gemini oder Claude können bereits Informationen zu Regelwerken und Arbeitsschutzthemen zusammenstellen. Doch sie interpretieren Inhalte oft falsch oder setzen Fakten in neue Zusammenhänge ohne realen Bezug – sogenannte „Halluzinationen“. Für eine wirksame Gefährdungsbeurteilung braucht es valide und geprüfte Daten. In der Arbeitswelt sind solche Datensätze bislang nur lückenhaft vorhanden.


Welche KI-Ansätze helfen könnten

  • Machine Learning: erkennt Muster in Unfalldaten und kann Gefahrenquellen statistisch vorhersagen.

  • Expertensysteme: prüfen standardisierte Sicherheitsprozesse auf Basis fester Regeln.

  • Sprach-KI: durchsucht Berichte oder Protokolle und fasst sicherheitsrelevante Informationen zusammen.


Internationale Entwicklungen

In den USA und China werden bereits große Mengen qualitätsgesicherter Daten gesammelt und verarbeitet. Damit lassen sich fundierte Wahrscheinlichkeitsberechnungen erstellen, die Gefährdungsbeurteilungen stark unterstützen können.

Auch in Deutschland laufen entsprechende Forschungsprojekte. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) untersucht aktuell das Potenzial von KI zur Risikoanalyse. Zudem entwickeln Unfallversicherungsträger wie die BG BAU eine App, die Unternehmen mithilfe von KI-gestützten Prozessen bei Gefährdungsbeurteilungen und Arbeitsschutzmaßnahmen unterstützen soll.


Verantwortung bleibt beim Unternehmen

So hilfreich KI-gestützte Tools auch sein können: Die Verantwortung für die Gefährdungsbeurteilung bleibt beim Unternehmen. Entscheidend ist, dass Fachkräfte die Ergebnisse prüfen und an die realen Gegebenheiten auf der Baustelle anpassen.


Digitalisierung als Chance

Mit der zunehmenden Verbreitung von Building Information Modeling (BIM) könnten künftig mehr verlässliche Daten zur Verfügung stehen, die auch KI-Anwendungen zugutekommen. Erste Pilotprojekte, etwa ein Chatbot eines Gerüstbauunternehmens, der mit Auftrags- und Baustellendaten trainiert wurde, zeigen, dass praxisnahe Lösungen bereits möglich sind.


Künstliche Intelligenz kann die Gefährdungsbeurteilung künftig erheblich erleichtern – insbesondere bei der Datensammlung, Strukturierung und statistischen Auswertung. Doch ohne verlässliche Datenbasis und fachliche Kontrolle bleibt sie vorerst ein Hilfsmittel, kein Ersatz für menschliche Expertise.


Quelle: BG Bau

Künstliche Intelligenz unterstützt Unternehmen bei Gefährdungsbeurteilungen?

 
 
 

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